Rundstrecken Challenge Nürburgring (RCN) - Gleichmäßigkeitsprüfung (GLP)

Erster realer Kontakt mit der Nordschleife

Vorbereitung (30.07.2021)

Ich habe an meinen Seat Ibiza (116PS) für den Nürburgring folgende Punkte geprüft:

  • Reifenprofil und Luftdruck
  • Motoröl
  • Bremsbeläge und Bremsscheiben
  • Ladung gesichert bzw. entfernt

Ich habe die folgenden Geräte sicher installiert und verkabelt:

  • Action-Cam
  • Smartphone
  • GPS-Tracker
  • OBDII-Bluetooth-Interface

Abends habe ich dann noch im Webportal für die Touristenfahrten das Guthaben für 8 Runden aufgeladen. 8 Runden sollen für einen Ersteindruck und zum Trainieren des sicheren Fahrens auf der Nordschleife reichen. Für die GLP muss dann die ganze Runde innerhalb eines Zeitfenster von 11-16min liegen.

Auf zur Nordschleife (31.07.2021)

Um 7:15 Uhr geht es los Richtung Nürburgring – und die Hoffnung fährt mit, dass die Vorbereitung am PC-Simulator mit einem Abarth 500 nah genug an der Realität ist. Nach 270km starten wir nach dem Tanken mit einem Frühstück – hoffentlich keine Henkersmahlzeit :-).

Danach geht es direkt zum Nordschleifen – Eingang.
Ich habe den Fehler gemacht und die Fahrspur direkt auf die Nordschleife genommen. Nicht weiter schlimm, es war alles vorbereitet – na ja, fast. Die Handschuhe musste ich mir auf den ersten Metern noch anziehen – daher hat Markus schon die ersten Meter auf der Nordschleife gelenkt. Aber dann ging es mit Respekt und Handschuhen los.

Die erste Runde

80 Prozent

Wir haben vorher besprochen, dass vor allem ein knitterfreies Auto und unsere physische und psychische Gesundheit Priorität hat – wir wollten ohne Bahntickets wieder nach Hause kommen. Daher habe ich immer von einem 80%-Limit gesprochen – genug für eigenen Fehler und die der anderen.

Ich habe nur nicht bedacht, dass eine 80%-Strategie individuell anders interpretiert wird – insbesondere scheint es einen Unterschied zwischen Fahrer und Beifahrer zu geben!!!

Fazit der ersten Runde

Die vielen Simulator-Runden helfen bei der langen Nordschleife sehr, sich zu orientieren. Zusammen mit der 80%-Strategie hatte ich den Spielraum, die eine oder andere nicht so ideale Linie ohne Schweißausbrüche (aber mit einem ‚Oh‘) zu erfahren. Nicht zu unterschätzen ist im Touristenverkehr der Blick nach hinten. Es tauchen dort sehr schnelle Fahrzeuge ‚plötzlich‘ auf. Daher haben wir den Rückspiegel auf der Beifahrerseite auf den Beifahrer eingestellt. Viele Eindrücke konnte man aus der Simulation übernehmen, andere passten nicht so gut. Sehr viel besser funktioniert zum Beispiel bei mir die Miss-Hit-Miss-Kurvenkombination.  In der Simulation fällt es mir schwer am Scheitelpunkt der 2. Kurve innen zu sein. In der Realität passt das (nach meinem Gefühl) ganz gut. Was in meiner Wahrnehmung zwischen Simulation und Realität abweicht, ist die Länge mancher Streckenabschnitte. Das merke ich insbesondere bei kurzen Zwischengeraden wie zwischen dem Lauda-Linksknick und der Bergwerk-Kurve. In der Realität kommt mir dieses Stück viel kürzer vor.

Nach der ersten Runde löste sich die Anspannung und wir haben uns wie Bolle auf die nächsten Runden gefreut.

Runde 2 und 3

Die beiden nächsten Runden haben wir dann genutzt, um ein besseres Gefühl für die Strecke zu bekommen. Die Linie habe ich immer besser gefunden und dadurch wurde das Tempo etwas höher. Wir haben zwischen jedem Anlauf die Reifendrücke kontrolliert. Im Nachhinein haben wir mit ein paar routinierten Nordschleifen-Fahrern gesprochen und den Tipp bekommen, einen etwas niedrigeren Reifendruck zu fahren. Das werden wir bei der GLP berücksichtigen. So hatten wir bei allen unseren Runden einen konstanten Reifendruck von 2,9bar vorne und  2,3bar hinten. Hinten werden wir es so lassen aber vorne versuchen ein ähnliches Niveau einzustellen.

Runde 4 - zum Abschluß des Vormittags

Die Runde 4 haben wir dann direkt an die Runde 3 angeschlossen. Dabei gab es keine weiteren Überraschungen. Diese Runde war unsere schnellste am Vormittag, was darauf schließen läßt, dass die Konzentration noch da ist und mit jeder Runde mehr Routine aufkommt. Anschließend sind wir dann für eine kurze Mittagspause von der Strecke gefahren. Ein Tipp dafür: Viel trinken und wenig essen. Nichts ist schrecklicher als am Nachmittag mit vollen Magen durch die Berg- und Talfahrt zu flitzen und das Essen zu bereuen.

Der Nachmittag mit Runde 5-7 an einem Stück

Am Nachmittag haben wir drei Runden am Stück gefahren. Dies entspricht bei der GLP dann einer Setz- und zwei Bestätigungsrunden. Das sind drei Runden in dem Tempo, das wir bei der Veranstaltung fahren möchten. Damit wollten wir prüfen, ob sich am Fahrzeug, den Reifen oder uns etwas gegenüber den Einzelrunden ändert. Wir konnten beim anschließenden Reifenluftdruck-Messen keine Unterschiede feststellen. Das Fahrzeug lief auch ohne Auffälligkeiten. Nur bei uns wurde das Grinsen immer breiter. Leider habe ich zu Hause festgestellt, dass zwar die Daten aufgezeichnet wurden, ich aber vergessen habe die Kameras zu starten. Daher gibt es von den Runden keine Videos. Aber die Daten zeigen, dass die Rundenzeiten sich von Runde zu Runde leicht verbesserten. Dabei muss man berücksichtigen, dass es unterschiedliche Gelbphasen auf der Strecke gab. Leider haben nicht alle Teilnehmer ihre Fahrzeuge knitterfrei nach Hause gebracht. Der folgende Satz fasst das in meinem Augen sehr gut zusammen: 

Durch zu viel Risiko gibt es hier nichts zu gewinnen – nur etwas zu verlieren.

Nach insgesamt 7 Runden in mehr oder weniger zügigen Tempo auf der Nordschleife ging es dann gemütlich über die Autobahn in Richtung Heimat.

Fazit

Es war ein tolles Erlebnis. Ich war vorher etwas angespannt aber es hat sich gezeigt, dass die Vorbereitung gut war. Ich freue mich schon sehr auf die 1. Teilnahme an der RCN GLP und ich bin sicher, dass wir ein tolles Rennwochenende haben werden.

Hier meine Tipps, falls Ihr Interesse auf ein paar Runden auf der Nordschleife habt:

  • Lasst Euch nicht davon abbringen, aber bereitet Euch vor
  • Das Fahrzeug ist zweitrangig. Es sollte technisch in Ordnung sein und vom Leistungsgewicht normal sein.
  • Mein Ibiza (116PS bei ca. 1100kg) macht Spaß und ist ausreichend. Zuviel Leistung kann beim 1. Mal schnell zur Überforderung führen.
  • Wer keine Erfahrung mit Trackdays/Touristenfahrten hat, sollte sich einen Trainer buchen oder jemanden dabei haben, der sich dort auskennt.
  • Wer es ohne Trainer angeht, sollte nicht unvorbereitet auf die Strecke fahren – mein Weg war folgender:
    • an Fahrsicherheitstrainings teilgenommen
    • an sportiven Fahrtrainings teilgenommen
    • Strecke in PC-Simulation gelernt

Und denkt immer daran:

Gut ist, wenn alles heile bleibt und Ihr Spaß habt!

Eurer Andreas